Land der Vögte
13. Jahrhundert
Die drei Söhne führten seit 1209 erstmals den Vogts-Titel. In den Urkunden des 13. Jahrhunderts wurde das Vogtland als «terra advocatorum» (lat. Land der Vögte) bezeichnet. Ab Mitte des 13. Jahrhunderts, mit dem Niedergang der zentralen Reichsmacht, kam das Streben nach mehr selbstständiger Landesherrschaft. Die Vögte von Weida (und ihre Linien) waren in der deutschen Geschichte die einzigen, die aus dem Ministerialenstand zu edelfreien Landesherren aufstiegen. Es waren unabhängige Herrschaften mit reichsunmittelbarem Status. Das Vogtland um 1350 siehe Anlage 4.
Es kann festgestellt werden, dass die Vogtslinien Weida, Gera und Plauen etwa bis 1306 um eine geschlossene kooperative Herrschaftswahrnehmung bemüht waren. Das zeigte sich 1254 im Grimmaer Bündnisvertrag mit dem Markgrafen Heinrich von Meißen. Das dokumentierte noch 1296 der Vertrag von Bobenneukirchen zwischen den Vögten. Es gab natürlich im 13. und 14. Jahrhundert auch Kontroversen zwischen den Linien.
Eng verbunden waren die Vögte mit den Rittern des Deutschen Ordens, denen sie in Plauen (etwa 1214), Reichenbach (1264), Schleiz (1284), Tanna (1279) und Asch (1289) ihre Komtureien zubilligten und sie sowie auch andere Ordenshäuser (u.a. Deutschordenshaus Adorf) reich beschenkten. So unter anderem 1224 durch Heinrich IV. die Kirche zu Plauen mit zugehörigen Gütern und 1260 die Kirche zu Reichenbach. Mehrere Familienmitglieder traten in den Deutschen Orden ein.
Die Vögte gründeten auch Hausklöster. So 1193 Mildenfurth bei Weida ein Prämonstratenser-Stift (bis 1543), vor 1267 in Weida ein Franziskaner-Mönchskloster (bis 1527) sowie vor 1293 ein kleineres Dominikaner-Nonnenkloster (bis 1527). Etwa 1238 Cronschwitz bei Weida ein Dominikanerinnen-Kloster (bis 1544) und vor 1325 das Kloster zum Heiligen Kreuz bei Saalburg mit Zisterzienserinnen (bis 1544). Die Vögte unterstützten auch weitere Klosterbauten. So 1273 in Plauen das Dominikaner-Kloster (bis 1525), 1300 in Plauen das Haus der Dominikanerinnen (bis 1525), vor 1292 in Hof das Franziskaner-Kloster (bis 1529) und etwa 1287 in Hof ein Klarissen-Kloster (bis 1564).
Alle Aufwendungen für das Entstehen und Wirken der Klöster belasteten die Haushalte der Vögte stark, wurden aber letztlich durch die Abgaben der Untertanen gesichert.
Territorial gesehen umfassten die Vogts- bzw. Herrschaftsgebiete in ihrer größten Ausdehnung in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts:
- Teile des bayerischen Saalegebietes (Regnitzland) um Hof. Dazu Rehau, Schönwald, Selb und Münchberg.
- Das obere Vogtland um Schönberg, Brambach, Elster, Adorf, Markneukirchen und Schöneck.
- Das mittelvogtländische Kuppenland um Plauen.
- Das Göltzschtalgebiet aufwärts ab Greiz um Mylau-Reichenbach, über Lengenfeld und Auerbach bis Falkenstein.
- Die Hochflächen um Lobenstein, Schleiz bis Auma und Weida.
- Teile des oberen Pleißenlandes um Werdau, Schönfels bis Wiesenburg.
- Das Geraer Land mit Ronneburg, Schmölln und Köstritz.
- In Nordwest-Böhmen Gebiete um Roßbach, Asch, Haslau, Wildstein, Schönbach und Graslitz sowie um Eger, Wogau und Kiensberg.
Die Linie Gera-Plauen teilte sich mit den 1238 noch unmündigen und unter Vormundschaft des Bischofs von Naumburg stehenden Söhnen Heinrichs IV., des Mittleren, in die Linien Gera und Plauen.
Gera begann mit Heinrich I. von Gera, urkundlich 1238/43-1269. Die Vogtei erweiterte sich unter anderem Mitte des 13. Jahrhunderts bis 1315 um die bereits genannten Gebiete der Lobdeburger. 1550 starb die Linie aus.