Alexander Stannigel www.alexander-stannigel.eu
Alexander Stannigel www.alexander-stannigel.eu Heinrich IV. (1⁄3) | Zur Geschichte des Vogtlandes
Zur Geschichte des Vogtlandes (11⁄15)
Insbesondere des Sächsischen Vogtlandes und speziell der Herrschaft Plauen

Heinrich IV.
16. Jahrhundert

Letzte Änderung: Februar 2024
von Hans-Joachim Stannigel, 2012

Durch den folgenden Burggrafen Heinrich IV. – einer schillernden Figur in der Geschichte des Vogtlandes – wird, wenn auch nur für kurze Zeit, ein großes Ziel verwirklicht, indem er einen gesamtvogtländischen eigenständigen Staat formte.

Es sei jetzt aber erst eine Skizzierung des Schmalkaldischen Krieges im Vogtland vorrangestellt. Ende Oktober 1546 überschritten die Truppen der habsburgisch-katholischen Koalition (rund 20 000 Mann) unter dem böhmischen Feldhauptmann Sebastian von Weitmühl die sächsisch-böhmische Grenze. Brände und Plünderungen betrafen die Ämter Plauen und Vogtsberg. Die Einheiten des sächsischen Kurfürsten (rund 9 000 Mann) verloren Gefechte und räumten das sächsische Vogtland. Stadt und Amt Plauen huldigten am 3. November 1546 Herzog Moritz von Sachsen, einem Verbündeten Kaiser Karl V. . König Ferdinand von Böhmen vollzog die Reichsacht an den Herren Reuß zu Greiz sowie den Herren von Gera. Im Februar/März 1547 eroberte das Kurfürstliche Heer unter Feldoberst Thumbshirn das Vogtland zurück. Ab 13. April 1547 aber führte das kaiserliche Heer verstärkt durch Spanier unter Alba von Eger ausgehend den Gegenangriff, wobei Adorf, Plauen, Reichenbach und Greiz bis 15. April wieder eingenommen wurden und erhebliche Schäden erlitten. Am 24. April 1547 war mit der Schlacht bei Mühlberg an der Elbe und der Gefangennahme des sächsischen Kurfürsten alles entschieden.

Burggraf Heinrich IV. zu Meißen, Graf zu Hartenstein, Herr zu Plauen und Gera wurde 1510/1511 geboren und starb am 19. Mai 1554. Er war der Sohn Barbaras von Anhalt, hatte zwei Brüder (die früh verstarben) und zwei Schwestern. Seine Mutter hatte sich nach dem Tode seines Vaters 1521-28 mit einem charakterlosen sowie maßlos sinnlichen böhmischen Adligen wieder vermählt und sechs Kinder geboren. Heinrich wuchs unter Vormundschaft seiner Mutter sowie deren wechselnden Beratern auf und wohnte auf Neu-Hartenstein. Er heiratete etwa 1532 Gräfin Margarethe von Salm und bezog die Engelsburg als Wohnsitz. Er trat früh in die Dienste Königs Ferdinand I. (seit 1526 böhmischer König, seit 1531 deutsch-römischer König), dem Bruder Kaiser Karl V. . Seit 1530 war er Hofbeamter als königlich böhmischer Schenk. 1530 erhielt er auch durch den böhmischen König und durch Karl V. eine Bestätigung über Rang und Titel als Burggraf und wurde auch zu Reichstagen geladen. Er war damit Fürst des Reiches ohne daselbst Grundbesitz zu haben. 1537 kaufte er das kleine Gebiet Luditz, was wesentlich zur Abrundung seiner böhmischen Besitzungen beitrug.

Sein zu Böhmen gehörendes Stammgebiet lag im Nordwesten dieses Königreiches. Es umfasste nunmehr die Herrschaften Theusing sowie Engelsburg-Neu-Hartenstein einschließlich des Ellbogener Kreises mit den Städten und Märkten Theusing, Schönthal, Schlaggenwald, Schlaggenwerth, Luditz, Königswarth, Itwa, Engelshaus und Buchau sowie 60 Ortschaften. Im Gesamtgebiet gab es auch Bergwerke. Petschau hatte Ferdinand I. zurückgekauft. 1552 erhielt er als Pfandbesitz Gebiete, die eine Landverbindung zwischen den böhmischen Besitzungen und dem Vogtland herstellten.

Seit 1540 war der Burggraf königlicher Rat, sowie Kämmerer und wurde am 22. Januar 1542 Oberstkanzler der Krone Böhmens. Seinerzeit dem Range nach dem Oberstburggrafen nachgeordnet aber politisch viel bedeutender in Verwaltung und Staatsführung. Die Berufung war ein Gunstbeweis des Königs, der die Fähigkeiten Heinrich IV. erkannt hatte. Er war meistens in Prag amtlich beschäftigt, hatte zuweilen in Schlesien zu tun und begleitete den König zu Reichs- und Landtagen.

1538 hatte er bereits einen Türkenfeldzug mitgemacht und dabei eine Anzahl Reiter geführt. In Vorbereitung des Schmalkaldischen Krieges nahm er an mehreren Verhandlungen mit Herzog Moritz von Sachsen teil, wobei bereits seine Wunschvorstellungen, alle Vogts-Lande unter seinem Zepter zu vereinen, einflossen. Im Krieg selbst war er am Gefecht um Adorf (1. November 1546) führend beteiligt. Im April 1547 stellte er selbst fünfzig Reiter. Am Zug nach Norden nahm er persönlich im Gefolge des Kaisers teil sowie direkt auch an der Schlacht bei Mühlberg.

Heinrich IV. war auch aufgrund eigener Initiativen am 24. Mai 1548 (Reichstag zu Augsburg) die Würde eines «des Reiches gefürsteten Burggrafen zu Meißen» mit Sitz und Stimme im Reichstag verliehen worden. Seine gesamte vogtländische Herrschaft wurde somit Reichsstand und Teil des Obersächsischen Reichskreises. Damit war seine Herrschaft rechtlich gesichert. Er erreichte auch im Königreich Böhmen noch bestimmte Stellungen und Anerkennungen. Seine finanziellen Beziehungen zum König hatten sich so entwickelt, dass Anfang 1549 seine Forderungen rund 105 000 Gulden erreichten. Das änderte sich bald, insbesondere durch den Kauf der böhmischen Kronlehen.