«Bei der Ankündigung der Rückkehr zum ‹Regelbetrieb unter Pandemiebedingungen› stützte sich Piwarz auf ein erstes Zwischenergebnis einer vom Land finanzierten Studie. Experten der Uniklinik und der TU Dresden weilten im Mai und Juni zu Untersuchungen an 13 weiterführenden Schulen in Dresden und im Landkreis Bautzen, an 3 der Einrichtungen hatte es bestätigte Coronafälle gegeben. 1541 Schülern – überwiegend aus den Klassen 8 bis 11 – und 504 Lehrern wurde Blut abgenommen. In 12 der 2045 Blutproben hätten zweifelsfrei Antikörper nachgewiesen werden können.»
«‹Das bedeutet, dass eine stille, symptomfreie Infektion bei den von uns untersuchten Schülern und Lehrern bislang noch seltener stattgefunden hat, als wir das vermutet hatten›, sagte Studienleiter Reinhard Berner vom Dresdner Uniklinikum. In fünf Fällen sei eine Corona-Virusinfektion vorher bekannt gewesen, in sieben nicht. In 24 Fällen war laut Berner mindestens ein Coronafall zu Hause bekannt – allerdings wurden nur bei einem der 24 Probanden Antikörper entdeckt. Dies weise darauf hin, ‹dass die Virusübertragung in Familien nicht so dynamisch geschieht wie bisher angenommen›.»
«Die sächsische Studie ergänze das auch in anderen Studien gewonnene Bild, ‹dass Kinder wahrscheinlich anders als bei der Influenza nicht die Treiber der Infektion sind, sondern eher Bremsklötze›. Eine weitergehende Öffnung der Schulen ist aus seiner Sicht daher möglich. Auch Alexander Dalpke, Direktor des Instituts für Mikrobiologie am Universitätsklinikum Dresden, betonte: ‹Es gibt jedenfalls keinen Hinweis darauf, dass es sich bei den Schulen um besondere Hotspots handelt.› (…) ‹Zudem scheint die Schwere der Erkrankung dazu beizutragen, wie infektiös ein Patient ist.› Und Kinder erkranken nun einmal seltener schwer.»
«Obwohl die Jugendlichen in Sachsen bereits seit Mitte Mai wieder zur Schule gehen und 80 Prozent von ihnen nach eigenen Angaben auch außerhalb von Schule und Familie Kontakte unterhalten, [haben sich] nur etwa 0,6 Prozent der getesteten Schüler […] der Studie zufolge infiziert. ‹Das lag noch unter dem, was wir erwartet hatten‹, sagte Berner. Dabei haben die Forscher gezielt in Schulen getestet, in denen sie von Corona-Fällen wussten. ‹Dennoch haben wir keine Ausbreitung festgestellt, die Infektionen sind auf eine sehr kleine Zahl von Schülern und Lehrern begrenzt geblieben.› Auch in ihre Familien hätten die Jugendlichen die Infektion kaum weitergetragen – und in 20 Familien von Schülern, in denen Corona-Fälle aufgetreten waren, hatte sich nur ein Schüler bei seinem Angehörigen infiziert.»
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«Die Immunität in der sächsischen Bevölkerung ist derzeit kaum höher als im März 2020, als die Pandemie begonnen hat. Auch die Dunkelziffer sei in der untersuchten Region offenbar sehr niedrig, sagt Berner. Denn von den zwölf positiv Getesteten haben fünf von ihrer Infektion gewusst, sieben hatten diese nicht bemerkt.»