Mölle-Man back home again – und wieder gibt's nur Stunk. Seit neuestem tauchen immer wieder neue Spendenkonten des gelb-blauen Fallschirms aus NRW auf. Die umstrittene Wahlkampf-Finanzierung des einstigen Vorsitzenden der nordrhein-westfälischen FDP, Jürgen Möllemann, beschäftigt nicht mehr nur allein die Liberalen, sondern ist inzwischen ein Fall für Justicia. Erstmals hat sich auch FDP-Chef Guido Westerwelle für einen Parteiausschluss seines früheren Stellvertreters Jürgen Möllemann ausgesprochen, falls die Vorwürfe gegen ihn beweisbar sind. "Dann gibt es nur noch zwei Wege: Entweder er tritt aus der FDP aus, oder er wird ausgeschlossen", sagte er der "Bild am Sonntag". Bundesschatzmeister Günter Rexrodt forderte Möllemann im Nachrichtensender n-tv ultimativ auf, offen zu legen, woher die dubiosen Parteispenden stammen. Die FDP beschrieb er als "zur Zeit wie gelähmt".
Steuerfahnder sind auf Hinweise gestoßen, wonach der frühere NRW-FDP-Chef Möllemann zwei Wahlkämpfe mit Millionensummen aus dem Ausland finanziert haben soll. Das berichtet "Der Spiegel". Zum ersten Mal verlangte jetzt auch FDP- Chef Westerwelle den Parteiausschluss seines Ex-Vize. Danach seien zwischen 1995 und 1999 in fünf Raten insgesamt 5,2 Millionen Mark (2,66 Millionen Euro) von einer Briefkastenfirma namens "Curl AG" mit Sitz in Liechtenstein auf WebTec-Konten transferiert worden. Wofür Möllemann das Geld bekam, sei nicht nachvollziehbar gewesen. Möllemann habe angegeben, es handele sich um Honorare für "Beratertätigkeiten im Ölgeschäft", schreibt das Blatt. 1996 und 1997 sei den Nachforschungen zufolge eine weitere Million Mark (511. 000 Euro), diesmal aus Monaco, bei der WebTec eingegangen. Sie stamme von Möllemanns Geschäftsfreund Rolf Wegener. Wegener war auch Besitzer der panamesischen Briefkastenfirma "Great Aziz". Diese Firma hatte für ihre Vermittlungsdienste beim umstrittenen Verkauf von "Fuchs"- Spürpanzern 1991 nach Saudi-Arabien 8,9 Millionen Mark (4,5 Millionen Euro) Provision erhalten.
Auch der Thyssen-Panzer-Deal gerät wieder einmal in den Mittelpunkt. Möllemann war zum Zeitpunkt dieses Geschäftes Bundeswirtschaftsminister in der damaligen Kohl-Regierung und hatte sich für den Export der 36 Panzer ausgesprochen. Der Thyssen-Panzer-Deal ist auch einer der zentralen Punkte in der CDU-Spendenaffäre. Aus Sicht der Steuerfahnder ergebe sich laut "Spiegel" der Verdacht, dass die Provisionszahlungen an die Wegener- Scheinfirma "Great Aziz" zumindest teilweise Schmiergelder für Möllemann waren. Aus einer vertraulichen Mitteilung aus Luxemburg an Strafverfolger und Steuerbehörden in Deutschland gehe darüber hinaus hervor, dass Möllemann dort ein Konto besitzt und mehrfach davon Barbeträge abgehoben hat. In der Düsseldorfer Steuerverwaltung werde erwogen, die Unterlagen an die Staatsanwaltschaft weiterzugeben. Diese führt bereits ein Ermittlungsverfahren gegen Möllemann wegen des Verstoßes gegen das Parteiengesetz.
Nachdem mehrere prominente Liberale sich für einen Parteiausschluss Jürgen Möllemanns ausgesprochen haben, ist nun auch das Maß für FDP- Chef Guido Westerwelle voll. Wenn sich die Vorwürfe gegen seinen frühreren Vize rechtsstaatlich erhärten, dann gibt es für Westerwelle nur noch zwei Wege: "Entweder er tritt aus der FDP aus, oder er wird ausgeschlossen", sagte der Chef der Liberalen der "Bild am Sonntag". Gleichzeitig räumte er ein, dass er Möllemann frühzeitiger und schärfer hätte entgegentreten müssen. Zu der Parteispendenaffäre Möllemanns wird es nach Ansicht Westerwelles einen Parlamentarischen Untersuchungsausschuss geben. "Ich sage hier voraus: Um den Wahlkampf in Hessen und Niedersachsen zu beeinflussen, werden die Grünen vorher noch einen Untersuchungsausschuss beantragen."
Die Vizeparteichefin der NRW-FDP, Ulrike Flach, hatte zuvor von einer "
Katastrophe" gesprochen. Sie sehe sich durch die neuen Erkenntnisse voll in ihrer Absicht bestätigt, bei der nächsten Sitzung des FDP- Landesvorstands am 25. November ein Ausschlussverfahren gegen Möllemann einzuleiten. Bis zum 22. November wollen die Liberalen einen vollständigen Bericht vorlegen, der die Geldtransaktionen vollständig offenlegen soll. Die FDP untersucht bereits die unklare Finanzierung von Möllemanns Bundestagswahlkampf 2002. Dabei geht es um ein umstrittenes Sonderwahlkampfkonto in Höhe von 840.000 Euro.
Und Mölle gräbt sich hinter heruntergelassenen Jalousinen in Münster ganz nach feiner englischer Art "My Home Is My Castle" ein.