«Willkommen zur Fake-News-Woche in den klassischen Medien. Gestern eröffnete die ARD mit einem „Themenschwerpunkt“, heute zieht SPIEGEL Online mit einer Sonderausgabe des Tech-Podcasts nach. Die Botschaft ist klar – kurz vor den Bundestagswahlen schürt man die Angst vor Wahlmanipulationen aus dem Netz und betreibt ganz nebenbei Imagepflege in eigener Sache. Denn von Fake News aus den klassischen Medien ist in diesen Dokumentationen erstaunlicherweise nicht die Rede. Stattdessen wirft man einen – zu Recht – kritischen Blick auf die Umtriebe rechter Propagandisten auf Facebook. Das ist zwar löblich, aber wer glaubt denn ernsthaft, dass derartige Umtriebe wahlentscheidend sein könnten? Man sollte doch lieber die Kirche im Dorf lassen und einen Blick auf den wahlentscheidenden Einfluss der klassischen Medien und das damit verbundenen Missbrauchspotential werfen.»
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«Was glauben die Damen und Herren Journalisten denn bitte, wer mehr AfD-Wähler produziert? Rechte Trolle auf Facebook, die ohnehin nur von wenigen Gleichgesinnten gelesen werden? Oder doch eher die BILD-Zeitung, die immer noch die reichweitenstärkste Zeitung Deutschlands ist? Und wie sieht es mit den Talkshows der Öffentlich-Rechtlichen aus, die sich das gesamte letzte Jahr hinweg mit AfD-Themen beschäftigten und der Partei damit erst zu ihrem Höhenflug verhalfen? Es ist immer einfach, mit dem Finger auf „das Netz“ oder „die sozialen Netzwerke“ zu zeigen. Die relevante Einflussnahme auf die Wähler findet aber nach wie vor von Seiten der klassischen Medien statt. Und dabei geht es natürlich nicht nur um die AfD. Die NachDenkSeiten berichten tagtäglich über Meinungsmache, die in den allermeisten Fällen dazu dient, die vorherrschende Politik zu verteidigen und progressive Alternativen zu verhindern. Aber darüber berichtet man natürlich lieber nicht.»