«Im Grunde sind es die immer gleichen Zyklen, in denen der Halbkontinent gefangen ist. In den Nullerjahren versuchten linke Regierungen, die Einnahmen aus dem Rohstoffboom gerechter zu verteilen als ihre liberalen Vorgänger, für einen Ausgleich zu sorgen und mehr Menschen in die Mittelschicht zu hieven.»
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«Manche Regierungen versuchten es nun wieder mit den Mitteln der Neunzigerjahre. […] Subventionsabbau, Privatisierungen, Austerität. Das trifft dann etwa ecuadorianische Bauern, Kleinhändler oder Busunternehmer, die ihre Existenz auf subventioniertem Diesel aufgebaut haben.»
«Chile ist ein Sonderfall, dort herrscht seit den Pinochet-Jahren das Recht des Stärkeren, der Staat ist in der Daseinsvorsorge so gut wie absent. Produktivität, gute Rohstoffpreise und Arbeitsamkeit haben dem Land eine lange Stabilitätsphase eingebracht. Doch parallel stieg die Wut über die Schattenseiten: Explodierende Preise für Gesundheitsversorgung, Miete, Strom, Bus und Bildung haben viele Menschen in Existenznöte gestürzt.»
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«Neben gerechterer Verteilung steht aber noch etwas anderes auf der Liste vieler Demonstranten: die Forderung nach funktionierender Demokratie, transparenten Wahlen, sauberen Machtwechseln.»