Alexander Stannigelwww.alexander-stannigel.euBeiträge
Chronikbeitrag
Alexander Stannigel — hat drei Artikel geteilt:Montag, 20. April 2020
Die europäische #Covid19-Tracing App wird gerade mit Schwung und Vorsatz gegen die Wand gefahren, weil einige jede Gelegenheit zum Ausbau des Überwachungsstaats nutzen wollen. Erst werden ohne Notwendigkeit alle Privatsphäreaspekte gestrichen sowie aus einer offenen eine geschlossene Anwendung gemacht und damit die ganzen Fachleute vertrieben. Und hinterher werden die dafür Verantwortlichen das Scheitern auf den Datenschutz schieben.
Bleibt nur zu hoffen, dass die DP3T-Entwickler trotz der Sabotage staatlicherseits eine vernünftige alternative App hinbekommen.
«DP3T (Decentralized Privacy-Preserving Proximity Tracing) startete ursprünglich an der EPFL und der ETH Zürich und ist ein offenes Protokoll für Open-Source-Apps und Server, die auf Bluetooth-Basis ‹COVID-19 Proximity Tracing› zur Verfügung stellen wollen. DP3T ist (…) laut seinem Projektteam ursprünglich eines der Protokolle ‹unter dem weiten Schirm› von PEPP-PT ‹und nicht das einzige›, so die Verfasser eines DP3T-Projektdokuments.»
(…)
«Verschiedene weitere Vorhaltungen via Twitter, etwa vom DP3T-Entwickler Kenneth Paterson, Professor und Leiter der ‹Applied Cryptography Group› an der ETH Zürich, lauten: ‹Ihr System [d.i. PEPP-PT] ist geschlossen und kann von externen Experten nicht begutachtet werden. Wir können uns keine Spezifikation anschauen, keinen Code. Das System könnte also auch voller Bugs sein. Es könnte eine Hintertür für Geheimdienste haben. Niemand ausserhalb ihres geschlossenen Projekts kann das beurteilen.›»
(…)
«Gegenüber der Neuen Zürcher Zeitung äußerte sich [der Experte für ‹Digitale Epidemiologie› Marcel Salathé, Professor an der Eidgenössischen Technischen Hochschule Lausanne (ETHL/EPFL)], dass seit der gemeinsamen Ankündigung von Google und Apple und ihrer Unterstützung für einen dezentralen Ansatz ‹ich das Gefühl habe, dass für den zentralen Ansatz viel Lobbying betrieben wird. So nach dem Motto: Wir lassen uns von Google und Apple nicht vorschreiben, welchen Ansatz wir zu nutzen haben.›»
«Am Samstag twitterte der Informatik-Professor Cas Cremers dann, dass sich CISPA [Helmholtz-Institut für Informationssicherheit] ebenfalls zurückgezogen habe. Man werde aber weiter an DP3T und damit an einem Rahmenwerk mit ‹Privacy by Design› arbeiten. Ciro Cattuto vom ISI [Turiner Forschungsstiftung] erklärte am Sonntag auf Twitter, PEPP-PT habe zwar die öffentliche Debatte über Contact-Tracing maßgeblich geprägt. Unklarheiten rund um die Steuerung und die Kommunikation hätten aber Bedenken hervorgebracht. In der laufenden Gesundheitskrise seien ‹höchste Standards für Offenheit und Transparenz› entscheidend.»
(…)
«Der Krypto-Experte Kobeissi spricht von einem ‹in sich widersprüchlichen Design›. Dabei hänge so viel von dem Vertrauen ab, das die Nutzer in die Institution im Zentrum legen müssten, dass von einer ‹starken oder zumindest ernsthaften und realistischen Herangehensweise an die Privatsphäre› der Teilnehmer wohl kaum eine Rede mehr sein könne.»