«In Brandenburg versuchte [Angela Merkel], sich mit den alten Seilschaften anzulegen […] dies durchaus mit dem Segen Helmut Kohls, der die irgendwie linkere, sozialere Ost-CDU fürchtete. Merkel aber scheiterte mit dem Versuch an einem Bündnis aus West-Importen und Blockflöten, an Leuten wie Karl Hennig, vor 1989 Funktionär beim Nationalrat der Nationalen Front und Chef des Hardliner-Kirchenblatts Standpunkt, nach der Wende zeitweilig Sprecher de Maizières und später Mitarbeiter der Berliner CDU-Fraktion.»
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«Aus der kritischen Selbsterkenntnis: ‹Wir bekennen uns zur Geschichte der CDU als Blockpartei, kennen die schuldhafte Mitverantwortung der Führung der CDU in der DDR an den Verfehlungen und Verbrechen einer Diktatur unter der führenden Rolle der SED› wurde die so euphemistische wie inhaltsleere Deutung ‹Gleichwohl hat die CDU in der DDR im totalitären System der SED-Diktatur mitgewirkt›, auf deren Basis die SED weiterhin das allein Böse sein durfte.»
«Das ist insofern absurd, weil die CDU mehr Nachfolgepartei ist, als sie zuzugeben bereit ist. Während sich die personellen Kontinuitäten allmählich ausschleichen, Stanislaw Tillich, Dieter Althaus, Christine Lieberknecht und andere mehr haben sich längst zurückgezogen bleiben in Sachsen ein CDU-Alterspräsident, Svend-Gunnar Kirmes oder ein Landtagskandidat, Bernd Merbitz, ignorierter wie wohlwollend gepflegter SED-Stachel im Fleisch der stramm antikommunistischen sächsischen Union.»
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«SED und MfS reagierten hierauf mit Ignoranz rechter Manifestationen, auch weil nicht sein konnte, was nicht sein durfte und mit verschärfter Verfolgung antifaschistischer Gruppen und Subkulturen. Während die Linke als nominelle SED-Nachfolgerin diese Position gänzlich geräumt hat, ist die CDU in Sachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt, aber auch im rechten Lager im Bund eindeutige ideologische Nachfolgerin dieses Kurses. Eines Kurses, der in der Extremismustheorie eine so wunderbare wie unterkomplexe Entsprechung gefunden hat.»
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«[…] Und so gelang es Helmut Kohl das einst ‹rote Mitteldeutschland› in eine tiefschwarze Wagenburg zu verwandeln, auch weil er auf beachtliche personelle, organisatorische und vor allem finanzielle Ressourcen der Block-CDU zurückgreifen konnte […]»