Hintergrund sind Konflikte innerhalb der LPF um die Nachfolge des ermordeten Rechtspopulisten und Parteigründers Fortuyn: Der Vize-Ministerpräsident und Minister für Volksgesundheit Bomhoff und der Wirtschaftminister Heinsbroek hatten sich darüber derart zerstritten, dass eine Zusammenarbeit im Kabinett nicht mehr möglich war und die Rivalität schließlich die Regierungsarbeit behinderte. Das Kabinett kündigte seinen Rücktritt an. Vertreter mehrerer Fraktionen sprachen sich für Neuwahlen möglichst noch in diesem Jahr aus.
"Es gibt keine Grundlage mehr für eine fruchtbare und nachhaltige Zusammenarbeit in der Koalition", sagte Balkenende im Parlament.
"Ich habe die Absicht, mich zu Ihrer Majestät der Königin zu begeben und den Rücktritt der übrig gebliebenen Minister und Staatsminister anzubieten." Zuvor hatten die LPF-Minister Eduard Bomhoff und Herman Heinsbroek ihren Rücktritt erklärt.
"Ich habe alles getan, um hinter den Kulissen eine Lösung für diesen Konflikt zu finden, aber es ist mir nicht gelungen", räumte Balkenende ein. Auch die Rücktritte von Heinsbroek und Bomhoff hätten die Koalitionspartner der LPF nicht überzeugen können, dass die Regierung eine Zukunft habe. Die übrigen Minister der LPF sowie der dritte Koalitionspartner, die liberale Partei VVD, hätten dem Rücktritt der Regierung zugestimmt, sagte Balkenende.
In dem 150 Sitze umfassenden Parlament hatte die Mitte-Rechts-Koalition seit der Wahl vom 15. Mai mit zusammen 93 Mandaten eine gute Mehrheit. Die LPF war nach dem Mord an ihrem charismatischen Gründer und Spitzenkandidaten aus dem Stand zur zweitstärksten Kraft im niederländischen Parlament geworden. Die Ermordung Fortuyns hatte jedoch in der neu gegründeten Partei ein Machtvakuum hinterlassen. Es kam zu erbitterten Auseinandersetzungen über das Führungspersonal und den zukünftigen Kurs, die Partei verschliss mehrere Amtsträger. In Meinungsumfragen stürzte die LPF ab. Demoskopen sagen ihr derzeit für Neuwahlen vier Sitze im 150 Abgeordnete umfassenden Parlament voraus. Bei den Wahlen im Mai hatte die LPF noch 26 Mandate errungen.
Die Beispiele haben gezeigt, dass eine Regierungsbeteiligung von Rechtspopulisten mit Konservativen ("Christ"demokraten) und Liberalen nicht in Einklang zu bringen ist. In Deutschland bestand glücklicherweise zu keiner Zeit, eine entsprechende Regierung zu verlieren, da die Wählerschaft letztendlich klug genug entschieden hat. Außerdem hätte eine Mehrheit von Schwarz/FDP für solche Ideale gerade noch ausgereicht, gell Herr Koch und Mölle?!?!