«Die Migrationsdebatte und der mit ihr zusammenhängende Aufstieg der extremen Rechten beschäftigen Deutschland nun fast ein Jahr. […] Diese frenetische Selbstbeschäftigung mit einem langfristig zu gestaltenden Prozess führt zu einem dramatischen Zeitverlust und einer Einengung der politischen Handlungsoptionen in nahezu allen anderen Politikfeldern. Außenpolitisch ist Europa auf der Zuschauertribüne gelandet. Wenn es um den Nahen Osten, unsere Nachbarregion geht, entscheiden Türken, Russen und Iraner alleine. Ewig hadern wir mit Afrika an sich, fantasieren von den Millionen, die da kommen möchten – während die Chinesen sich längst kümmern, präsent sind, Abkommen schließen und einfach Politik machen, ohne zu warten, bis das Wesen des Afrikaners zu Ende erörtert wurde.»
«Technologisch fand in Europa in der letzten Dekade nichts oder viel zu wenig statt. Zwar sind die Forscher in deutschen und französischen Laboren nach wie vor verblüffend findig und innovativ, aber Industrie und Finanzsektor versagen bei der Markteinführung neuer Verfahren und Produkte. […] Es gibt keine europäischen Mitbewerber, keine gemeinsamen digitalen Initiativen, kaum Regulierung - Europa ist ein Absatzmarkt, kein kreatives Zentrum. Wir sind nicht nur von den großen vier, also Amazon, Apple, Facebook und Google, sondern längst auch von Twitter, Netflix und PayPal abhängig. […] Dieses älter werdende Land baut längst keine Computer und keine Mobiltelefone mehr, die Banken machen keinen sehr guten Eindruck und die Automobilindustrie vergeudete Jahre mit Tricks und Absprachen. Die Energiewende müsste weiter sein, die Infrastruktur wurde vernachlässigt, der ideologische Dienst an der ‹schwarzen Null› wird ganz schön teuer.»