Nachdem die öffentlich-rechtlichen Fernsehsender ARD und ZDF sowie die privaten Sendestationen RTL und SAT.1 eine gemeinsame Linie gefunden hatten und jedes Detail mit den Medienberatern der Spitzenkandidaten der beiden großen Volksparteien SPD und CDU/CSU abgesprochen wurde, war es am 25. August 2002 n.Chr. soweit: Das erste TV-Duell zweier Kanzlerkandidaten in Deutschland:
Und Ede Stoiber grinste Gerd Schröder mit der herzerwärmenden Ausstrahlung eines tiefgefrorenen Fischstäbchens in Grund und Boden. Bei der Beantwortung der Fragen sah das schon anders aus. Während Eddie bei Themen, in denen er vorbereitet war relativ sturzfrei sprechen konnte, folgte auf unerwartete Fragen ein "äh..." auf dem anderen. Und mit der Frage nach der Bedeutung der Kanzlergattin, zeigte sich sein "christ-demokratisch/soziales" Denken: "Frauen an den Herd!" war seine Botschaft. Gerd trat mehr Staatsmännisch auf und geriet gegen den äußerst aggressiven Eddie etwas in die Defensive wirkte aber mehr als souverän.
Fazit: Zwei Sieger.
Die beiden Moderatoren Peter Klöppel (RTL) und Peter Limburg (SAT.1) gaben sich größte Mühe, ein spannendes Duell zu erreichen, aber es war nun mal das erste dieser Art und so taten sich die beiden doch recht schwer. Anders sah das in der zweiten Auflage bei den ARD und ZDF mit Sabine Christiansen und Maybrit Illner aus, die wissen, wie man mit Polit-Profis umspringt und sie aus der Reserve lockt. Und war das Duell am 8. September 2002 auch wesentlich besser, als zwei Wochen vorher.
Diesmal ging nicht nur Stoiber in die Offensive, auch Gerd zeigte sich sehr angriffslustig und brachte Ede mehrmals ins Straucheln. Überrascht von des Kanzlers Breitseiten geriet er auch immer mehr ins Stocken. Und er schien auch ziemlich einfallslos, was das Kontern anging: Immer wieder "Wir machen das besser!" Aber "Wie" er das anstellen möchte hat er in keiner Silber erwähnt. Gerd hingegen hat eindeutig Konzepte vorgelegt und eine klare Linie gezeigt, während Eddie vor allem beim Thema Irak dermaßen rumeierte, dass es fast schon peinlich war. Und egal, was die überaus engagierten Moderatorinnen fragten, der Alpenzombie schaffte es immer wieder mehr oder weniger den Bogen zu spannen (eher weniger) und auf die Arbeitslosigkeit zu kommen und den dort Kanzler zu attackieren, es war wohl seine einzige Schwachstelle. Aufgrund der aktiveren Beteiligung der beiden Moderatorinnen gelang auch ein direkteres Duell, bei dem sich die Kandidaten direkt attackierten, was Gerd viel besser lag als Ede und ihm auch viel mehr Spaß zu machen schien, als vor zwei Wochen, wo er regelrecht gelangweilt schien. Aber so wirkte er wesentlich motivierter.
Fazit: Eindeutiger Sieg für Gerd Schröder!
Das TV-Duell hat sich für mich als sehr sinnvoll erwiesen, weil der Zuschauer unterschwellig auch aufgefordert wurde, wählen zu gehen. Vor allem auch durch die Ausstrahlung auf zwei privaten Sendern, ist es imho auch möglich, dadurch die Wahlbeteiligung zu heben und die Zuschauerzahlen von 15 (I) bzw. 15,6 Millionen (II) Menschen vor den Fernsehern spricht eine sehr deutliche und erfreuliche Sprache. Ich stimme mit beiden Kandidaten überein: Das sollte man in 4 Jahren wiederholen!
...und die Abwesenheit von Witzigmann Guido Westerwelle hat dem Ganzen überhaupt keinen Abbruch getan.