«Einerseits hat das Regime begonnen, Teile [der Wirtschaft] zu entstaatlichen – zuerst die Landwirtschaft. Andererseits ist die staatliche Versorgung mit der Hungersnot in den späten 1990er-Jahren zusammengebrochen; seither ist von unten eine Marktwirtschaft entstanden. Damit hat sich Nordkoreas Produktivität deutlich verbessert.»
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«Kim Jong-un war noch nicht einmal 30 Jahre alt, als er ziemlich unvorbereitet die Macht über ein marodes System übernehmen musste. […] Nachdem der Vater 2008 einen Schlaganfall erlitten hatte, war er im Schnelldurchgang durch verschiedene Ämter geschleust worden. […] Inzwischen hat Kim seine Macht konsolidiert. Im Apparat hat er einen Generationenwechsel vollzogen und eigene Leute um sich geschart. Dazu gehört seine Schwester Yo-jong.»
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«[Kims Onkel Onkel Jang Seong-taek] galt als Reformer, der Chinas Weg kopieren wollte. […] Jang Jin-sung, ein prominenter Überläufer, schrieb damals, Kim selber habe keinerlei Macht, er sei nur eine Marionette von Hintermännern im Organisationsbüro der Partei. Diese hätten Jangs Hinrichtung befohlen, nicht er. Sie hätten ihn damit gewarnt, er solle nicht glauben, er regiere Nordkorea. Einige Tage nach Jangs Hinrichtung saß Kim mit aschfahlem Gesicht, als sei er schwer krank, stumm auf einer Parteiversammlung. Das war ein anderer Mensch als der selbstbewusste, gewandte Machthaber, als der er jetzt auftritt. Und der Nordkorea nun offenbar selber steuert.»