«Bei der Ankündigung der Rückkehr zum ‹Regelbetrieb unter Pandemiebedingungen› stützte sich Piwarz auf ein erstes Zwischenergebnis einer vom Land finanzierten Studie. Experten der Uniklinik und der TU Dresden weilten im Mai und Juni zu Untersuchungen an 13 weiterführenden Schulen in Dresden und im Landkreis Bautzen, an 3 der Einrichtungen hatte es bestätigte Coronafälle gegeben. 1541 Schülern – überwiegend aus den Klassen 8 bis 11 – und 504 Lehrern wurde Blut abgenommen. In 12 der 2045 Blutproben hätten zweifelsfrei Antikörper nachgewiesen werden können.»
«‹Das bedeutet, dass eine stille, symptomfreie Infektion bei den von uns untersuchten Schülern und Lehrern bislang noch seltener stattgefunden hat, als wir das vermutet hatten›, sagte Studienleiter Reinhard Berner vom Dresdner Uniklinikum. In fünf Fällen sei eine Corona-Virusinfektion vorher bekannt gewesen, in sieben nicht. In 24 Fällen war laut Berner mindestens ein Coronafall zu Hause bekannt – allerdings wurden nur bei einem der 24 Probanden Antikörper entdeckt. Dies weise darauf hin, ‹dass die Virusübertragung in Familien nicht so dynamisch geschieht wie bisher angenommen›.»
«Die sächsische Studie ergänze das auch in anderen Studien gewonnene Bild, ‹dass Kinder wahrscheinlich anders als bei der Influenza nicht die Treiber der Infektion sind, sondern eher Bremsklötze›. Eine weitergehende Öffnung der Schulen ist aus seiner Sicht daher möglich. Auch Alexander Dalpke, Direktor des Instituts für Mikrobiologie am Universitätsklinikum Dresden, betonte: ‹Es gibt jedenfalls keinen Hinweis darauf, dass es sich bei den Schulen um besondere Hotspots handelt.› (…) ‹Zudem scheint die Schwere der Erkrankung dazu beizutragen, wie infektiös ein Patient ist.› Und Kinder erkranken nun einmal seltener schwer.»
«Obwohl die Jugendlichen in Sachsen bereits seit Mitte Mai wieder zur Schule gehen und 80 Prozent von ihnen nach eigenen Angaben auch außerhalb von Schule und Familie Kontakte unterhalten, [haben sich] nur etwa 0,6 Prozent der getesteten Schüler […] der Studie zufolge infiziert. ‹Das lag noch unter dem, was wir erwartet hatten‹, sagte Berner. Dabei haben die Forscher gezielt in Schulen getestet, in denen sie von Corona-Fällen wussten. ‹Dennoch haben wir keine Ausbreitung festgestellt, die Infektionen sind auf eine sehr kleine Zahl von Schülern und Lehrern begrenzt geblieben.› Auch in ihre Familien hätten die Jugendlichen die Infektion kaum weitergetragen – und in 20 Familien von Schülern, in denen Corona-Fälle aufgetreten waren, hatte sich nur ein Schüler bei seinem Angehörigen infiziert.»
(…)
«Die Immunität in der sächsischen Bevölkerung ist derzeit kaum höher als im März 2020, als die Pandemie begonnen hat. Auch die Dunkelziffer sei in der untersuchten Region offenbar sehr niedrig, sagt Berner. Denn von den zwölf positiv Getesteten haben fünf von ihrer Infektion gewusst, sieben hatten diese nicht bemerkt.»
Alexander Stannigel — hat einen Artikel geteilt:Dienstag, 14. Juli 2020
#136
Nach nur 190 Jahren bekommen die Amerikanischen Ureinwohner höchstrichterlich zumindest das Recht zugesprochen, dass ihnen US-Regierung und Gesetzgeber zugesagt hatten.
«The decision means that for the first time much of eastern Oklahoma is legally considered reservation land. More than 1.8 million people live in the land at issue, including roughly 400,000 in Tulsa, Oklahoma’s second-largest city.»
«Conservative Justice Neil Gorsuch wrote the ruling, joining the court's four liberals in the majority. Gorsuch referenced the complex historical record that started with the forced relocation by the U.S. government of Native Americans, including the Creek Nation, to Oklahoma in a traumatic 19th century event known as the ‹trail of tears.› At the time, the U.S. government pledged that the new land would be theirs in perpetuity.»
«‹Today we are asked whether the land these treaties promised remains an Indian reservation for purposes of federal criminal law. Because Congress has not said otherwise, we hold the government to its word,› Gorsuch wrote. (hellip;)»
«In a joint statement, the state, the Creek Nation and the other four of what is known as the ‹Five Tribes› of Oklahoma said they were making ‹substantial progress› toward an agreement on shared jurisdiction that they would present to the federal government. The other tribes are the Cherokee, Chickasaw, Choctaw and Seminole.»
«Die Corona-Pandemie ist schon seit zwei Wochen ausgerufen, da postet die Weltgesundheitsorganisation (WHO) ein Video auf Twitter, das die Ausbreitung des Virus gefördert haben dürfte, statt sie zu bekämpfen. ‹Wenn Sie keine Atemwegssymptome wie Fieber, Husten oder eine laufende Nase haben, brauchen Sie keine medizinische Maske zu tragen›, sagt darin April Baller, Medical Officer der WHO. (…) Das Robert-Koch-Institut (RKI) und die Centers for Disease Control (CDC) in den USA äußern sich ähnlich.»
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«[Fachleute folgerten] schon Anfang Februar aus den ersten Ansteckungen in Deutschland, dass auch Infizierte ohne Symptome das Virus weiterverbreiten können. Und immer mehr Studien belegten, wie stark sich das Tragen von Masken auf die Zahl der Infizierten auswirkt. Allein in Italien wurden durch das Tragen von Masken 78 000 Infektionen verhindert und in New York City 66 000, analysierten US-Wissenschaftler.»
«(…) Die Masken müssen dazu keineswegs perfekt sein. ‹Wenn sie frühzeitig gegen Covid-19 eingesetzt werden, können bereits Masken, die nur 50 Prozent aller Infektionen verhindern, die Ausbreitung stoppen.› (…) ‹Mit Masken für alle wäre die Pandemie im Keim erstickt worden. (…) [Die Botschaft hätte] sein müssen: Ziehen Sie sich irgendetwas über Mund und Nase, alles ist besser als nichts.›»
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«Schon Jahre zuvor haben zahlreiche Forschungsarbeiten vor allem aus Asien gezeigt, dass Masken gegen die Erreger der Sars-Epidemie von 2003 und der Mers-Ausbrüche von 2013 bis 2016 wirken, also gegen eng mit Sars-CoV-2 verwandte Coronaviren. Im Westen wurden die Arbeiten ignoriert. (…) Während der WHO die Studien, die den Nutzen von Masken belegten, nicht genügten, gab sie sich bei den angeblichen Gefahren mit Mutmaßungen zufrieden. Belege für potenzielle Schäden – etwa, dass sich Menschen in die Augen fassen, nicht mehr ordentlich die Hände waschen oder keinen Abstand mehr halten – konnte sie auf Anfrage von NDR, WDR und SZ nicht liefern.»
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«Er wertete alle Studien zur Frage aus, ob Masken gegen Sars, Mers oder Covid-19 helfen – es waren insgesamt 29, und viele von ihnen waren Jahre alt. Diese Meta-Analyse erschien Anfang Juni im Lancet und erstaunte Schünemann selbst, wie er sagt. ‹Nach unserer Analyse reduzierten Masken das Risiko, sich zu infizieren, um überraschende 80 Prozent.› Masken schützen also nicht nur andere, sondern auch den Träger selbst. Durch den frühen Gebrauch von Masken hätte es deshalb weltweit ‹möglicherweise zu einer großen Verminderung der Todesfälle kommen können›, sagt Schünemann.»
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«Einen Effekt auf die Ausbreitung von Viren haben Stoffmasken also auf jeden Fall – und wohl auch einen schützenden Effekt für den Träger. Denn ob und wie krank ein Mensch wird, der mit Sars-CoV-2 in Berührung kommt, hängt von der Zahl der Viren ab. ‹Meistens ist ein Viruspartikel nicht ausreichend, um eine Infektion zu verursachen›, sagt Sars-Mitentdecker Yuen Kwok-yung. ‹Es braucht 40 bis 200 Viruspartikel, die auf das Nasenepithel, in die Augen oder den Rachen gelangen.› Fachleute gehen davon aus, dass Menschen, die weniger Sars-CoV-2-Viren abbekommen, weniger schwer oder gar nicht erkranken.»
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«Das RKI hätte es also auch so halten können wie die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie, die am 20. Mai festhielt: ‹Nicht medizinische Mund-Nasen-Masken bieten einen nachgewiesenen Fremdschutz. Ein Selbstschutz ist nicht nachgewiesen, aber wahrscheinlich.› (…) Die Folgen der Kommunikation dürften jedenfalls bis heute nachwirken, wie zuletzt die Diskussion um das Weglassen der Maske zugunsten schönerer Shoppingerlebnisse gezeigt hat.»
«Eine neue Hymne für die katholische Kirche? Halleluja! ‹Alle Ladys in Gottes Gemeinden, es ist Zeit, unsre Stimmen zu vereinen, Maria … Ave Maria, alle Girls steht auf und macht Lärm, gezählt sind die Tage der Herren …› Musik: Score Squad»
«Das erste Fax kam im August. Der Absender drohte Başay-Yıldız, ihre kleine Tochter zu ‹schlachten›. Er nannte den Namen der Zweijährigen und auch die Wohnadresse der Familie. Der Brief war mit NSU 2.0 unterzeichnet. Bei der Suche nach dem Urheber stieß die Polizei auf fünf Frankfurter Polizisten, die sich in einem Chat Hakenkreuze und Hitlerbilder schickten. Die Ermittler fanden heraus, dass in der Polizeiwache – ohne nachvollziehbaren Grund – die Daten von Seda Başay-Yıldız abgefragt worden waren.»
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«Nun ist wieder ein Fax bei Başay-Yıldız angekommen – obwohl die Polizisten aus der Frankfurter Wache vom Dienst suspendiert sind. Und dieser Brief stützt sich wieder auf interne Daten aus dem Polizeicomputer. Er nennt den Namen von Başay-Yıldız' Vater, ihrer Mutter, ihres Mannes, ihrer Tochter – aller Menschen, die unter ihrer Adresse gemeldet sind.»
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«[Der] Brief bezieht sich klar auf die Suspendierung der Frankfurter Polizisten. ‹Dir hirntoten Scheißdöner ist offensichtlich nicht bewusst, was du unseren Polizeikollegen angetan hast! Allerdings kommt es jetzt richtig dicke für dich, du Türkensau! Deiner Scheiß (Name der Tochter) reißen wir den Kopf ab … und der Rest eurer Dönercrew wird ebenfalls kompetent betreut werden.› Wieder steht am Ende: NSU 2.0.»
«In dem Fall der Frankfurter Rechtsanwältin Seda Başay-Yıldız, die mit dem Tod bedroht wird, gibt es nach Informationen der Süddeutschen Zeitung neue Hinweise darauf, dass der oder die Täter aus der Polizei stammen. Grundlage des Verdachts sind weitere Drohschreiben, welche die Juristin erhalten hat. Von diesen jüngsten Drohungen war bislang öffentlich nichts bekannt. In ihnen verwenden die Täter besondere Ausdrücke, die nach Ansicht der Psychologen des hessischen Landeskriminalamts auf Insiderwissen aus der hessischen Polizei hindeuten.»
(…)
«Eine Beamtin des Frankfurter Polizeireviers 1 hatte ohne dienstlichen Grund die Daten der Anwältin Başay-Yıldız an einem Polizeicomputer abgerufen. Über eine Chatgruppe auf ihrem Handy waren die Ermittler auf weitere Kollegen gestoßen. (…) Eine zweite Abfrage der persönlichen Daten der Anwältin über einen Polizeicomputer habe es nicht gegeben, heißt es aus Sicherheitskreisen. Man gehe davon aus, dass die Daten der ersten Abfrage innerhalb rechtsextremer Gruppen kursieren.»
«Die beiden Mails an Wissler stammen aus dem Februar. Sie enthalten üble Beschimpfungen und Drohungen und sind gespickt mit rechtsextremen Bezügen. So verwendet der Absender die Nazi-Grußformeln ‹Sieg Heil› und ‹Heil Hitler›. Er beschimpft die Politikerin und droht Wissler einen ‹Tag X› an, an dem die Polizei sie nicht beschützen werde. Es ist bekannt, dass manche rechtsterroristischen Gruppierungen sich auf einen ‹Tag X› vorbereiten, an dem sie gewaltsam die Macht an sich reißen und ihre Gegner angreifen wollen. Teilweise wurden Waffen- und Sprengstoffverstecke solcher Terrorgruppen ausgehoben. (…)»
«Der Autor der Schreiben an Wissler unterstreicht die Drohung, indem er persönliche Daten von ihr verwendet, die nicht öffentlich zugänglich sind. (…) In den Schreiben an die Landtagsabgeordnete erweckt der Täter den Eindruck, dass er dem Polizeiapparat angehöre. So spricht er von angeblich innerdienstlichen Erkenntnissen und beschimpft eine Gruppe von Beamten, die sich in einer internen Aufklärungsgruppe mit rechtsextremen Vorfällen bei der hessischen Polizei befassen. Ob er tatsächlich über Insiderkenntnisse verfügt und wirklich Polizist ist, geht aus den Schreiben aber nicht hervor.»
«Die Serie der rechtsextremistischen Drohungen gegen die Linken-Fraktionsvorsitzende im Landtag, Janine Wissler, reißt nicht ab. Nachdem die Frankfurter Rundschau am Samstag über die Morddrohungen gegen Wissler berichtet hatte, ging ein weiteres Schreiben bei ihr ein, das erneut mit ‹NSU 2.0› unterschrieben war, wie die FR erfuhr.»
«Die Todesdrohungen gegen Wissler sind vermutlich durch Abfragen von einem Dienstcomputer der Polizei vorbereitet worden. Das haben Recherchen der FR zutage gefördert. Danach wurden im Februar von einem Polizeicomputer in Wiesbaden private Daten der Linken-Fraktionsvorsitzenden im Hessischen Landtag abgefragt. Kurz darauf erhielt Janine Wissler zwei Schreiben mit Beschimpfungen und Drohungen, die solche persönlichen Daten enthielten, die öffentlich nicht zugänglich sind.»
(…)
«Die Fälle der Linken-Politikerin und der Frankfurter Anwältin sind nicht die einzigen, in denen das polizeiliche Auskunftssystem missbräuchlich genutzt wurde. So hatte ein Polizist aus Dieburg Informationen aus dem Polizeisystem abgefragt und an eine Frau aus der Neonazi-Kameradschaft ‹Aryans› weitergegeben. Der Mann wurde wegen der Verletzung von Dienstgeheimnissen zu einer Geldstrafe verurteilt.»
«Trotz Kritik will Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) keine Studie zu Racial Profiling bei Polizeikontrollen in Auftrag geben – und sieht dort auch keinen strukturellen Rassismus. ‹Wir haben kein strukturelles Problem diesbezüglich›, sagte er im ARD-Morgenmagazin und beklagte, dass es ständig Kritik an der Polizei gebe, ‹zum Teil auch Verunglimpfung›. Dabei werde übersehen, dass im öffentlichen Dienst null Toleranz gelte und Rassismus entschieden bekämpft werde, sagte der Minister und fügte mit Blick auf die Studie hinzu: ‹Jetzt nicht. Wir können nicht jede Woche ein Wünsch-dir-was spielen.›»
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«Damit bleibt Seehofer bei seiner Linie – stellt sich damit aber auch unmissverständlich gegen Bundesjustizministerin Christine Lambrecht (SPD), die auf einer Studie zu Racial Profiling besteht. ‹Es geht überhaupt nicht darum, irgendjemanden unter einen Generalverdacht zu stellen. Sondern es geht darum, einfach Sachstand zu ermitteln und zu wissen, wo wir stehen und wie wir auch gegensteuern können›, sagte sie.»
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«Auch der Bund Deutscher Kriminalbeamter kritisierte Seehofers Entscheidung. Der Minister erweise den Sicherheitsbehörden einen Bärendienst, sagte der Vorsitzende Sebastian Fiedler in den ARD-tagesthemen. ‹Wer die Lage nicht kennt, kann sie nicht bewältigen. (…) Ich verstehe nicht, warum dieser uralte polizeiliche Grundsatz ausgerechnet dann nicht gelten soll, wenn wir selbst betroffen sind›, sagte Fiedler dazu.»
«Die Staatsanwaltschaft München I ermittelt gegen Ex-Konzernchef Markus Braun, den früheren Vorstand Jan Marsalek und weitere Manager wegen verschiedener mutmaßlicher Delikte, darunter Bilanzfälschung und Manipulation des Börsenkurses. Die Strafverfolger verdächtigen Wirecard, bereits von der Jahresbilanz 2015 an mit falschen Zahlen gearbeitet zu haben. Angebliche Treuhandkonten, auf denen nach offiziellen Angaben des Konzerns eine Milliardensumme lag, hätten gar nicht existiert.»
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«Sollten die bisherigen Erkenntnisse und Verdachtsmomente der Ermittler zutreffen, dann hätten alle Aufsichtsorgane und Prüfer ein halbes Jahrzehnt lang nicht bemerkt oder wahrhaben wollen, was sich bei Wirecard abspielte. Das gilt auch für die deutsche Finanzaufsicht Bafin (…) Dabei sei […] auch darauf hingewiesen worden, dass es sich bei diesen Partnern im Wesentlichen um Schein- und Briefkastenfirmen handele, notierten die Ermittler.»
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«Die Staatsanwaltschaft München I ermittelt inzwischen auch wegen Veruntreuung von Firmenvermögen gegen Braun, Marsalek und weitere Wirecard-Manager. Der Konzern habe Firmen in Asien Kredite bis zu 365 Millionen Euro gewährt, ohne Sicherheiten zu verlangen. Genauso dubios erscheint den Strafverfolgern auch ein Geschäft über eine Briefkastenfirma auf Mauritius, bei dem 315 Millionen Euro abflossen. Der Verbleib des Geldes ist unklar.»
«Als Puffer halten Acquirer hohe Geldbeträge auf Konten vor. Die vermeintlichen 1,9 Milliarden Euro von Wirecard auf philippinischen Konten waren offiziell als ein solcher Puffer deklariert. (…) Am wertvollsten erscheint der Acquiring-Bereich, der laut Wirecard für Transaktionen in zweistelliger Milliarden-Euro-Höhe stand und jedes Jahr Umsätze im hohen dreistelligen Millionen-Bereich generierte. Doch diese Zahlen waren wohl weit übertrieben.»
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«Wirecard wickelte den Zahlungsverkehr für Kunden wie den Flughafen München oder BASF ab. Vor einem Jahr wurde die Kooperation mit Aldi Süd verkündet. Doch der prominenteste Kunde sprang nach der Insolvenz ab. (…) ‹Kein Händler hat Unsicherheit in seinem Zahlungsverkehr gern, deshalb schauen sie sich jetzt schnell nach anderen Anbietern um›, sagt Ernst Stahl, Zahlungsexperte des Ibi-Instituts an der Universität Regensburg. Die Kundenbeziehungen sind für einen möglichen Investor das Wertvollste, über die technische Plattform verfügen Konkurrenten […] selbst. Im Onlineshop dauere ein Wechsel des Zahlungsdienstleisters eine Woche, wenn es schnell geht, der Austausch von Kartenzahlgeräten in den Läden brauche mehrere Wochen.»
(…)
«Auch bei anderen Teilen von Wirecard ist die Lage unübersichtlich: Die US-Sparte hat angekündigt, sich selbst zum Verkauf zu stellen, die Herausgabe von Kreditkarten (‹Issuing›) ist als Geschäftsfeld klein — und in Asien weiß man gar nicht, ob es dort überhaupt Geschäft gibt. Wenigstens scheinen die Einlagen von Kunden bei der Wirecard-Bank sicher, sie sei nicht in Insolvenz, betont Verwalter Jaffé.»
«Leidtragende sind vor allem die 5800 Mitarbeiter. (…) Die Belegschaft hat in der Branche einen hervorragenden Ruf als innovativ und kundenorientiert.»
«The FBI has completed its investigation at Talladega Superspeedway and determined that Bubba Wallace was not the target of a hate crime. The FBI report concludes, and photographic evidence confirms, that the garage door pull rope fashioned like a noose had been positioned there since as early as last fall. This was obviously well before the 43 team's arrival and garage assignment. We appreciate the FBI's quick and thorough investigation and are thankful to learn that this was not an intentional, racist act against Bubba. We remain steadfast in oir commitment to providing a welcoming and inclusive environment for all who love racing.»
«A day after a noose was found in the garage stall of Bubba Wallace, NASCAR’s only full-time African-American driver, all of NASCAR’s drivers as well as legend Richard Petty stood in solidarity with Wallace ahead of the Geico 500 at Talladega. Wallace was moved to tears by the show of support.»
Die Bundesregierung hat wochenlang nicht reagiert, als die Pandemie hätte bereits erkannt werden können. In Ischgl/Österreich haben die Behörden tagelang nicht reagiert, als die ersten Covid-19-Fälle bestätigt wurden und von da wurde die Pandemie in ganz Europa verteilt und die massiven Lockdowns bzw. Shutdowns ausgelöst.
Jetzt, nur vier Monate später, haben wir den gleichen Fall bei Tönnies/Nordrhein-Westfalen, wo ebenso wochenlang nicht reagiert wurde.
«Am 31. Dezember versendet das internationale Frühwarnsystem ProMED eine E-Mail. (…) Für einen solchen Fall hatte die Bundesregierung eine Art Blaupause – ein Papier aus dem Jahr 2012. Titel: ‹Bericht zur Risikoanalyse im Bevölkerungsschutz›. Darin steht, was im Falle einer Pandemie zu tun ist: Schulen schließen, Großveranstaltungen absagen. Doch bis die Politik solche Maßnahmen umsetzt, vergehen Wochen.»
«(…) Ende Januar treten die ersten Fälle in Deutschland auf – die meisten mit einem milden Krankheitsverlauf. (…) Die ersten Infektionen in Deutschland hätten zu einem Trugschluss geführt: Seht, wir können es eindämmen.»
«Am 29. Januar, es gibt bereits weltweit Verdachtsfälle, kommt der Gesundheitsausschuss im Deutschen Bundestag zusammen. Das Thema Coronavirus ist Tagesordnungspunkt 5b – am Ende der Sitzung. (…) Von der ‹Risikoanalyse zum Bevölkerungsschutz› aus dem Jahr 2012 ist in dieser Sitzung laut Protokoll keine Rede. (…) Knapp zwei Wochen später, am 12. Februar, sagt Jens Spahn im Gesundheitsausschuss, die Gefahr einer Pandemie sei ‹eine zurzeit irreale Vorstellung›.»
(…)
«[Am 26.] Februar klingt das in internen Runden dann anders. Früher als bisher bekannt, gibt es in der Bundesregierung Überlegungen zu einem Lockdown. (…) In vielen Ländern breitet sich das Virus inzwischen aus. Doch Deutschland feiert Karneval und Fasching. In Passau findet der Politische Aschermittwoch statt, mit Bier und Gedränge.»
(…)
«Am 2. März kommt der Gesundheitsausschuss zu einer Sondersitzung zusammen. Es wird auch über die Absage von Großveranstaltungen diskutiert. (…) Bis zu einer Empfehlung des Ministers, Großveranstaltungen abzusagen, vergeht fast eine Woche. Am 11. März ruft die WHO den Pandemiefall aus.»
(…)
«78 Tage sind vergangen von der ersten Meldung im Frühwarnsystem ProMED bis zu entschlossenen Maßnahmen: Großveranstaltungen abgesagt, Schulen zu, Geschäfte geschlossen. So wie es in der Blaupause von 2012 beschrieben steht.»
«Das Team des Instituts für Weltwirtschaft in Kiel unter Leitung von Gabriel Felbermayr kam in seiner am 24. Mai veröffentlichen Studie zu dem Ergebnis: Statistisch könne man auf die Entfernung zu Ischgl zurückführen, dass 48 Prozent der Infektionsfälle in Deutschland von dem österreichischen Skiort ausgegangen seien. Keine andere ‹Superspread Location› habe einen derartigen Einfluss auf die Infektionsrate in Deutschland gehabt.»
(…)
«Die ‹eher langsame Reaktion auf die Corona-Infektionen in Ischgl› sei fatal gewesen. Am 5. März hatte Island als erstes europäisches Land den Skiort als Risikogebiet eingestuft. Trotzdem seien erst neun Tage später Quarantäne-Maßnahmen eingeleitet worden, der komplette Lockdown sei noch später erfolgt. (…) So würden die Daten vom 20. März zeigen, dass in Dänemark ein Drittel und in Schweden ein Sechstel aller Infektionsfälle auf zurückkehrende Skiurlauber aus Ischgl zurückzuführen gewesen sei.»
(…)
«Dass es nicht zu einer ungebremsten Ausbreitung der von zurückkehrenden Ischgl-Touristen betroffenen Regionen in Deutschland gekommen sei, habe einen nachgewiesenen Grund: Durch den Lockdown in Deutschland habe es die Mobilität nicht mehr gegeben.»
«Schon vor rund sechs Wochen seien er und seine Frau auf Corona getestet worden. Danach seien sie weiter zur Arbeit gegangen. Erst zwei Wochen später hätte ihnen jemand die Ergebnisse mitgeteilt: Popescus Frau war positiv. Warum die Auswertung so lange dauerte, kann er nicht verstehen. Auch nicht, dass es danach keine weiteren Tests gegeben habe, und auch keine Informationen. Am nächsten Tag seien er, seine Frau und die gesamte Schicht in Quarantäne geschickt worden. Seitdem habe sich niemand mehr bei ihm gemeldet. Auch andere Arbeiter sagen der SZ und der Beratungsstelle Faire Mobilität, dass es schon seit Längerem einzelne Corona-Fälle bei Tönnies gegeben habe.»
(…)
«Häufig habe sein Arbeitgeber, wie bei Marius Popescu ein zwischengeschaltetes Subunternehmen, den Lohn manipuliert. Als Amariei die Firmenunterkunft verließ, sei trotzdem weiter Miete abgezogen worden. Wenn sie den Arbeitsplatz putzten, habe das nicht als Arbeitszeit gegolten. Amariei berichtet außerdem von ‹Fehlern› in den Lohnabrechnungen, die immer zugunsten des Arbeitgebers ausfielen. Regelmäßig hätten Stunden gefehlt, obwohl die Arbeitszeit doch per Finger-Scan beim Einchecken erfasst werde.»
(…)
«Besonders empört seien die Betroffenen in Quarantäne jetzt über die Behauptung, sie seien am langen Wochenende verreist und hätten so bei ihrer Rückkehr das Virus eingeschleppt. De facto hätten viele gearbeitet: ‹Es gab kein langes Wochenende für die Fleischindustrie›, sagt Sepsi. ‹Die Aussage ist einfach falsch und sie schürt Rassismus.› (…) Amariei glaubt dagegen, Tönnies wie Laschet hätten die Schuld auf diejenigen abschieben wollen, die sich am leichtesten ersetzen ließen.»