24h Leipzig 2013
Das Rennen
Mit dem Ziel eines Top-10-Ergebnisses gingen wir ins Rennen. Nach der überraschenden Pole-Position durch Max Wissel schmissen wir unsere Strategie das erste Mal über den Haufen und entschieden, drei unserer vier Kartprofis die erste Rennhälfte fahren zu lassen und unsere Teameigner und den vierten Profi die zweite Rennhälfte. Quasi als Flucht nach vorn, um möglichst lange in der Spitze mit- und Vorsprung herrausfahren zu können. Danach hieß es dann abzuwarten, wie weit die Luft am Ende reichen würde.
Allerdings stellte sich noch während des ersten Tankstints herraus, dass der Sprit im Gegensatz zum letzten Jahr nicht mehr für volle fünf Stunden reichen würde, sondern nur noch für ungefähr vier und eine dreiviertel Stunde. Durch das neue Reglement, dass alle Fahrer eines Teams nur eine halbe Stunde in der Gesamtfahrzeit voneinander abweichen durften, bedeutete dies jede Menge Rechnerei für mich, um die verkürzten Stints so auszugleichen, dass die Fahrzeiten insgesamt dennoch passen würden.
Ursprünglich planten wir mit 24 59-Minuten-Stints, also je vier für jeden unserer sechs Fahrer und einem 24-Minuten-Stint am Ende für den Schnellsten. Mit dieser einfachen Rechnung war es nun aus. Aber wir fanden eine Lösung, trotz der zusätzlichen Tankstopps und veränderten Stintzeiten die Gesamtfahrzeiten ausgeglichen zu halten.
Nachdem dieses Problem gelöst war, konnten wir die nächsten zwölf Stunden uns an der immer wieder übernommenen Führung erfreuen. Das Rennen lief für unserer Zielstellung perfekt und das heiß ersehnte Top-10-Ergebnis rückte in immer greifbarere Nähe, je länger wir uns in der Spitzengruppe aufhalten konnten.
Zur Rennhalbzeit stand Tino's erster Stint an. Die Performance unseres Teamowners blieb merklich hinter Stoffi's — dem zweiten Teamowner — Performance und vor allem hinter Tino's eigenen Erwartungen zurück. Daraufhin entschieden wir, entgegen unserer ursprünglichen Strategie entgegen doch von der Wildcard-Regelung Gebrauch zu machen. Das Reglement erlaubte, dass einer der Fahrer von der Gesamtfahrzeitenregelung abweichen und unterhalb des 30-Minuten-Fensters bleiben durfte.
Also warfen wir zum dritten Mal unsere Stragie um. Da aber schon mehr als die Hälfte des Rennens gefahren war und die drei Fahrer der ersten Rennhälfte ja schon fast alle ihre Stints absolviert hatten, hatte ich erneut jede Menge Varianten auszurechnen, wie man Tino's Stints kürzen und die Zeit den anderen Fahrern so zuschlagen könnte, dass wir mit den anderen fünf Fahrern dennoch innerhalb der Gesamtfahrzeitenregelung bleiben würden — ohne zusätzliche Fahrerwechselstopps machen zu müssen, die ja auch Zeit kosten würden.
Nach längerem Hin-und-her-Überlegen und nur wenigen wirklich sinvollen Optionen fanden wir eine Lösung, um über die Strategie wenigstens noch ein bisschen Zeit rauszuholen. Zumal wir in dieser Phase des Rennens schon ans Ende der Top-5 zurückgefallen waren und die Verfolger immer weiter aufholten.
Gegen Rennende wurde es für mich dann nochmal besonders spannend, als Patrick in zwei Runden jeweils mehrere Sekunden verlor. Da wir von der Box keinen Blick auf die Strecke hatten und wir nicht ausmachen konnten, was zu diesen zwei fürchterlich schlechten Rundenzeiten führte, entschieden wir uns, den letzten Stopp etwas vorzuziehen. Allerdings konnten wir den auch nicht zu weit vorziehen, da Max als letzter Fahrer sonst oberhalb des 30-Minuten-Fensters der Gesamtfahrzeitenregelung gelandet wäre. Das Timing war nochmal eine strategische Entscheidung, die genau passen musste.
Schlussendlich hielten wir uns souverän in den Top-10 und brachten einen für uns sensationellen achten Platz nach Hause. Eigentlich war es ja der neunte Platz, aber ein paar Fahrer von Mazda/NFS-Schubert verließen mitten in der Nacht die Rennstrecke — das Team fuhr zwar das Rennen dezimiert zu Ende, aber der Rennleitung blieb nichts anderes übrig, als das Team nach Rennende zu disqualifizieren. Uns war's wurscht. Wir waren einfach glücklich … fertig, aber glücklich bei der Siegerehrung den Pokal den achten Platz zu erhalten.
Mir als Rennstrategem war vor allem wichtig, dass wir nach unseren handgestoppten Zeiten trotz aller Strategieänderungen etwa eine Minute innerhalb des Fahrzeitenreglements blieben. Bei der Analyse des offiziellen Boxscores — alle Boxenstoppzeiten aus der offiziellen Zeitnahme — stellte ich fest, dass es letztlich nur 4 Sekunden waren, die wir innerhalb des Reglements blieben. Allerdings fehlen im Boxscore 25 Sekunden zur Rennzeit aus der offiziellen Zeitentabelle der Zeitnahme … die Differenz bleibt ein Geheimnis von SDO Timing.