Alexander Stannigel www.alexander-stannigel.eu
Alexander Stannigel www.alexander-stannigel.eu Geschichte von Champ Car

Die Geschichte von Champ Car

Letzte Änderung: April 2008

Inhalt

Gründung und Aufstieg von CART

Ovalrennen mit Einsitzern wurden zu Beginn des 20. Jahrhunderts vom US-amerikanischen Autoverband AAA (American Automobil Association) ausgetragen. Als sich 1955 die Unfälle häuften, wollte die AAA mit der Ausrichtung von Autorennen nichts mehr zu tun haben und übertrug dem USAC (United States Auto Club) als Dachverband alle Rechte. Um diese Zeit sprach man auch erstmals von "Indy Cars". Die 500 Meilen von Indianapolis, als Höhepunkt jeder Saison in den USA, waren zeitweise sogar Teil des Formel 1-Grand Prix-Kalenders.

Ende 1978 waren aber viele Indy Car-Teamchefs mit dem Vorgehen des USAC nicht mehr zufrieden. Besonders Pat Patrick, Roger Penske, Bob Fletcher, Dan Gurney, Jim Hall und McLaren Racing fanden, dass ihr Sport in die falsche Richtung gehe.

Ein Adler auf der Jagd nach Performance, P.J. Jones (All American Racers) — The Milwaukee Mile, 1997. © Peter Burke Ein Adler auf der Jagd nach Performance, P.J. Jones (All American Racers) — The Milwaukee Mile, 1997. Bild vergrößern

Ihre Hauptargumente: man brauche stabilere Regeln, bessere Vermarktung und eine höhere Sicherheit, um nur die wichtigsten Punkte zu nennen. Als der USAC davon im Grunde nichts hören wollte, spalteten sich die rebellierenden Teamchefs unter dem Namen "CART" ab.

Zusammen mit Sponsor PPG expandierte man mit der PPG Indy Car World Series nach Kanada, Brasilien und Australien. 1998 löste FedEx PPG als Sponsor der Serie ab. Die Expansion der FedEx Championship Series in alle Welt ging aber weiter: Man trug nun auch Rennen in Japan, Mexiko, Deutschland und Großbritannien aus.

Der Split

Der USAC richtete weiterhin das größte aller Autorennen aus, das Indianapolis 500. Die CART-Teams wurden eingeladen, dort zu fahren.

Diese Position der Verantwortlichen änderte sich als der Besitzer des Indianapolis Motor Speedway, Tony George, von einer eigenen Oval-Serie zu träumen begann. Ihm war die Internationalisierung des CART-Sports zuwider geworden.

Christian Danner hatte bei seinen Champ Car-Starts oft mehr mit seinem Auto als mit seinen Konkurrenten zu kämpfen, wie hier in den Festival Curves — Portland International Raceway, 1997. © Peter Burke Christian Danner hatte bei seinen Champ Car-Starts oft mehr mit seinem Auto als mit seinen Konkurrenten zu kämpfen, wie hier in den Festival Curves — Portland International Raceway, 1997. Bild vergrößern

Und so gab Tony George 1995 die Gründung der "Indy Racing League" (IRL) bekannt. Als er in der Folgezeit den CART-Teams beim "Indy 500" nur noch wenige bzw. keine Startplätze zugestehen wollte, blieben diese Mitte der neunziger Jahre dem Rennen in Indianapolis fern und veranstalteten stattdessen das "U.S. 500" auf dem Michigan International Speedway als Konkurrenzrennen.

George bestand auch darauf, dass CART-Rennen nicht mehr Indy Cars genannt werden durften. Sie heißen seither wieder "Champ Cars", wie sie auch schon vor 1979 genannt wurden, bevor man dazu überging allgemein von Indy Cars zu sprechen.

Zurück nach Indy

Als jedoch auch das Zuschauerinteresse am Indy 500 dadurch nachließ, erlaubte er es wieder, dass Champ Car-Teams am größten Autorennen der Welt teilnehmen durften und prompt holte sich der Champ Car-Champion von 1999, Juan Pablo Montoya, in seinem ersten und bisher einzigen 500 Meilen-Rennen in Indianapolis 2000 souverän den Sieg. Teamkollege Jimmy Vasser lag ähnlich gut im Rennen, erlitt jedoch kurz vor Schluss einen technischen Defekt und beendete das Rennen mit einer Runde Rückstand. 2001 nahmen schon 3 CART-Teams teil und erreichten alle vordern Plätze (1-5) vor NASCAR-Star Tony Stewart und dem ersten IRL-Fahrer.

Auch Arnd Meier fuhr aufgrund des unterlegenen Equipments oft hoffnungslos hinterher — Portland, 1998. © Peter Burke Auch Arnd Meier fuhr aufgrund des unterlegenen Equipments oft hoffnungslos hinterher — Portland, 1998. Bild vergrößern

2002 gewann CART-Gaststarter Paul Tracy das Rennen nachdem er den Titelverteidiger und mittlerweile in der IRL fahrenden Helio Castroneves in der 198. der 200 Runden überholte. Doch der Sieg wurde Castroneves zugesprochen, da Tracy nach Meinung der Rennleitung unter gelber Flagge (aufgrund eines Unfalls weiter hinten) überholt hatte. Der Einspruch von Team Green gegen diese Entscheidung wurde von IRL-Präsident erwartetermaßen abgewießen.

CART vs. IRL

Die wachsende Popularität der IRL setzte CART ziemlich zu, denn viele Sponsoren der Teams drängten nach Indiannapolis, da das Indy 500 immernoch das mit Abstand meistgesehene Open-Wheel-Rennen in den USA war. Besonders die Champ Car-Events in den Städten waren zwar immer sehr gut besucht - teilweise besser als Indy, aber erreichten leider bei weitem nicht die Einschaltquoten des Indy 500.

CART machte infolgedessen eine sehr schwierige Phase durch. Der "Krieg" mit der IRL zehrte und als Folge der Finanzkrise gaben 2002 mit Sigma Autosports und PWR Championship (PacWest Racing) bereits während der Saison 2 Teams den Rennbetrieb auf, während die IRL 2003 regen Zulauf von CART-Teams erhielt, so wechselte Andretti-Green-Racing mit allen 3 Autos und in deren Fahrwasser auch Chip Ganassi und Mo Nunn, denen dieser Schritt mit viel Geld der Hersteller Toyota und Honda - die ebenfalls die Seiten wechselten - versüßt wurde. Bereits 2002 wechselte mit Roger Penske das erste Top-Team auf Druck von Sponsor Marlboro in die IRL. 2004 sprangen auch die Teams von Bobby Rahal und Adrian Fernandez über den Zaun, nachdem Honda erneut mit viel Geld gewunken hatte, da Toyota die Meisterschaft in der IRL gewann.

Aber Arnd Meier genoss auch die schönen Seiten überhaupt bei Champ Car dabei zu sein  — Toronto, 1997. © Peter Burke Aber Arnd Meier genoss auch die schönen Seiten überhaupt bei Champ Car dabei zu sein — Toronto, 1997. Bild vergrößern

Auch von der Motorenseite sah es nicht gut aus. Nachdem man auf Druck von Toyota für 2003 die Turbomotoren durch 3,5-Liter Saugmotoren ersetzen wollte, wehrten sich Honda und Ford-Cosworth. Doch nach dem Beschluss der neuen Motorenformel, entschied IRL-Präsident Tony George, dass Motorenlieferanten seiner Serie, nicht auch CART Motoren liefern dürften und Toyota entschied sich für die IRL. Den gleichen Entschluss fasste Honda, die sich noch kurz zuvor gegen die neuen Motoren entschieden hatten und 2003 diese nun doch einsetztenn, allerdings bei der Konkurrenz. So blieb nur noch Ford, die CART das Angebot machten, die ganze Serie auszurüsten, wenn man bei Turbo-Motoren bliebe und so wurde das neue Motorenreglement wieder zurückgenommen. Nissan/Renault zog in Anbetracht der Neuankömmlinge, die mit Geld um sich warfen, die Reisleine und stieg aus der IRL aus.

Im Chassisbereich sah es nicht besser aus: im Frühjahr 2002 ging der Konstrukteur Reynard pleite und Derrick Walker kaufte die Reste von Reynard-USA auf, um die verblieben Reynard-Teams ausrüsten zu können. Einige Teams wechselten daraufhin auch zu Lola. Ab 2004 sollten nur noch Lolas eingesetzt werden, da die Reynards einfach nicht mehr konkurrenzfähig waren.

Champ Car vs. Indy Car

Mit dem Absprung FedEx als Sponsor trug man ab 2003 die Bridgestone presents the Champ Car World Series powered by Ford aus und kehrte nocheinmal auf den EuroSpeedway Lausitz zurück.

Nachdem CART 2003 aber durch das sogenannte Entrant-Support-Program (ESP) - mit dem jedes Team bezuschusst wurde - fast alle Geldreserven (100 Mio. US$) verbrannt hatte, ging CART Inc. im Januar 2004 in Konkurs. Ein Übernahmeversuch von Intimfeind Tony George scheiterte aufgrund der beherzten Initiative von Kevin Kalkhoven und Gerald Forsythe, die die Reste der Serie aufkauften und OWRS, LLC formierten, die seither die ChampCar World Series ausrichtete. Am 30. Januar endete damit die lange Historie von CART.

Robby Gordon fährt alles was vier Räder hat und bei drei nicht auf den Bäumen ist, so auch einige Jahre Champ Car  — Laguna Seca, 1999. © Peter Burke Robby Gordon fährt alles was vier Räder hat und bei drei nicht auf den Bäumen ist, so auch einige Jahre Champ Car — Laguna Seca, 1999. Bild vergrößern

Mitte 2004 folgte die nächste folgenschwere Entwicklung: Der Automobilkonzern Ford trennte sich sowohl von seinem kostenintensiven Formel 1-Team Jaguar Racing, welches vom Energie-Drink-Hersteller Red Bull gekauft wurde, als auch von seiner Rennmotoren-Schmiede Cosworth und deren Analyse-Team Pi-Research. Gerald Forsythe und Kevin Kalkhoven übernahmen nach recht kurzen Verhandlungen Cosworth und Pi und seitdem hat ChampCar einen sicheren Motorenlieferanten.

Mittlerweile hatte allerdings auch die IndyCar Series mit dem Phänomen der japanischen Automobilkonzerne Toyota und Honda zu kämpfen. Die Kosten stiegen exorbitant, das Zuschauerinteresse nahm allerdings kein bisschen zu, obwohl teilweise phantastischer Motorsport geboten wurde. Zur Saison 2006 kündigte Toyota den Rückzug aus der IndyCar Series an, da man der Kostentreiberei von Konkurrent Honda nicht mehr folgen wollte, die über 100 Mio. US$ p.a. in die IRL pumpten. Bereits ein Jahr zuvor war Chevrolet, nachdem man nur durch teure Entwicklungshilfe von Cosworth noch konkurrenzfähig war, ausgestiegen und nun wurde Honda alleiniger Motorenausrüster, während Dallara ein Quasi-Monopol auf der Chassis-Seite hatte, da G-Force/Panoz-Chassis nur noch vereinzelt eingesetzt wurden.

Neuanfang

2007 startete Champ Car ins mittlerweile fünfte "Übergangsjahr" mit einem neuen Chassis von Panoz/Elan Motorsports, welches das verdiente Chassis von Lola aus dem Jahre 2002 ablöste, um weiter Kosten zu senken. Dennoch war das Starterfeld seit 2003 mit maximal 20 Fahrern eher spärlich besetzt, 2007 waren gar nur 17 Teilnehmer am Start. Aber auch diese konnten zum Teil tolle Rennaction bieten.

Auch die IRL kämpfte seit Jahren mit schrumpfenden Starterfeldern und hatte die letzten Jahre immer erhenbliche Sorgen die traditionellen 33 Plätze für das Indy 500 zu besetzen. Seit 2007 nahmen auch dort weniger als 20 Fahrer an den Rennen (ausgenommen Indy) teil, nachdem bis dato immer 22 Fahrer am Start waren.

Gil de Ferran unterwegs im Park auf der Insel  — Belle Isle, Detroit, 1998. © Peter Burke Gil de Ferran unterwegs im Park auf der Insel — Belle Isle, Detroit, 1998. Bild vergrößern

Doch nicht nur das neue Chassis war ein Bruch in der Champ Car-Geschichte. 2007 befand sich das erste Mal kein einziges Oval im Rennkalender. Ein großer Bruch mit der Tradition. Doch kehrte man ein letztes Mal nach Europa zurück: Zolder in Belgien und Assen in den Niederlanden wurden besucht und waren ein großartiger Erfolg für Champ Car.

Ende

Anfang 2008 überschlugen sich dann in der zweiten und dritten Februarwoche die Ereignisse:

Zunächst hieß es, dass einige Teams von der Champ Car World Series in die Indy Car Series wechseln würden. Dann kam die Meldung, dass Tony George Champ Car kaufen und seiner Indy Racing League einverleibt. Wieder wenige Tage später sollte dann Gerald Forsythe die Anteile Kalkhovens kaufen und Champ Car mit den Kleinanteilseigner Paul Gentilozzi und Dan Pettit alleine weiter führen.

Das vorraussichtliche Champ Car-Feld war 17 Wagen groß, das Indy Car-Feld zählte 15 Teilnehmer. Eigentlich schien Champ Car gegenüber der IRL endlich wieder im Vorteil zu sein.

Doch eine Woche später war es endgültig aus: Indy Car und Champ Car verkündeten die "Wiedervereinigung" der beiden US Open Wheel Racing-Serien unter dem Banner der Indy Racing League.

Die Champ Car-Rennen wurden bis auf Long Beach, Edmonton und Surfer's Paradise abgesagt. Long Beach wurde parallel zum IRL-Rennen in Motegi ausgetragen und zum letzten Rennen unter dem Champ Car-Banner. 20 Panoz-Cosworth sorgten nocheinmal für ein Festival am Shoreline Drive während gleichzeitig in Motegi die 17 IRL-Wagen zuerst von einem Erdbeben und dann von heftigen Regenschauern, aufgrund derer das Rennen sogar um einen Tag verschoben werden musste, heimgesucht wurden.

Juan Pablo Montoya, die #1  — Exhibition Place Toronto, 2000. © Peter Burke Juan Pablo Montoya, die #1 — Exhibition Place Toronto, 2000. Bild vergrößern

Will Power, Oriol Servia und Jimmy Vasser - KV Racing Technology. Paul Tracy, Franck Montagny und David Martinez - Forsythe Racing. Justin Wilson und Graham Rahal - Newman/Haas/Lanigan Racing. Alex Tagliani - Walker Racing. Bruno Junqueira und Mario Moraes - Dale Coyne Racing. Frank Perrera und Enrique Bernoldi - Conquest Racing. Mario Dominguez und Alex Figge - Pacific Coast Motorsports. Antonio Pizzonia und Juho Annala - Rocketsports Racing. EJ Viso, Nelson Philippe und Roberto Moreno - Minardi. Sie alle zeigten ein letztes Mal, warum Champ Car unerreicht bleiben wird.

Die Teams von Gerald Forsythe und Dan Pettit (Forsythe/Pettit Championship Racing), Paul Gentilozzi (Rocketsports Racing) sowie Tyler Tadevic und Tom Figge (Pacific Coast Motorsports) sperrten danach zu. Paul Stoddard zog sich ebenso zurück, während Keith Wiggins das auf einen Wagen verkleinerte Team weiterführte. Derrick Walker musste seine Champ Car-Operation ebenfalls schließen, obwohl er zuvor noch aufstocken wollte. Newman/Haas/Lanigan Racing, KV Racing Technology und Conquest Racing vollzogen in voller Stärke den Wechsel in die Indy Racing League.